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nachgefragt bei Asmus Nitschke und Roxanne Pauluhn – Kollegiale Beratung

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Wie kann man Konflikte und Schwierigkeiten, die bei der Zusammenarbeit mit Menschen entstehen, lösen oder entschärfen?

Dafür gibt es ein bewährtes Instrument, die kollegiale Beratung.

Unser Kollege Asmus Nitschke kennt sich damit bestens aus und erzählt uns bei „nachgefragt“, wie diese Methode funktioniert und worauf man dabei achten muss. Er erzählt, dass eine kollegiale Beratung im Gegensatz zum unstrukturierten Austausch unter Kolleg:innen meist zielführender ist. Hört also gerne mal rein.

Und hier das komplette Interview in Textform:

Hallo Asmus.

Hallo Franziska, ich grüße dich.

Schön, dass du da bist. Asmus, ich habe gehört, du bist letztens zum Thema kollegiale Beratung unterwegs gewesen. Kannst du uns erzählen, was man darunter versteht?

Ja, sehr gerne. Kollegiale Beratung ist ein sehr effektives und schönes Instrument um schwierige Fälle, wenn ich beispielsweise unterrichte oder auf schwierige Kunden treffe quasi kollegial, wie der Name schon sagt, zu lösen. Man kann sich gegenseitig beraten und weiterhelfen. Das Hauptproblem, welches ich sehe, ist, wenn sich Kolleg:innen nicht strukturiert mithilfe eines unstrukturierten Gesprächs über Probleme verständigen wollen. Da verliert man sich schnell und es wird ein bisschen wie ein „Kaffeeklatsch“ und man kommt von dem ab, wo man eigentlich hinmöchte. Das Instrument der Kollegialen Beratung lebt von verschiedenen Phasen, die die Kolleg:innen durchlaufen. Am Anfang legt man fest, wer möchte überhaupt beraten werden und die anderen schlüpfen dann in die Rolle der Beratenden. Sie durchlaufen verschiedene Phasen, um am Ende möglichst passgenau auf die Frage, die der Fallgeber/die Fallgeberin einbringt, zu antworten und wenn gewünscht Ratschläge zu erteilen.

Das hast du bei einer Gruppe hier im Haus vorgestellt, wenn ich das richtig verstanden habe. Kannst du uns dazu noch ein bisschen mehr erzählen? Wo war das und worum ging es da genau?

Genau das war in Bremerhaven in unserer Zweigstelle, da ist eine Berufsfachschule für Sozialassistent:innen. Das Team, welches dort die Fachschule gewissermaßen vom Kopf auf die Füße stellt. Hat sich gewünscht, dass ich eine Einführung in die kollegiale Beratung gebe, also in dieses Phasenmodell und den Versuch, sich strukturiert zu beraten. Davon haben sie sich gewünscht, dass wenn das aus ihrer Sicht ein gutes Instrument ist, dass sie es weitergeben können an ihre Lehrkräfte oder mich noch mal nach Bremerhaven holen. Damit ich dieses Instrument den Lehrkräften vorstelle. Das war der Anlass. Wir haben uns dann zusammengesetzt, das ist ein kleines Team von drei Kolleg:innen und ich habe eingeführt in dieses Phasenmodell, welches die kollegiale Beratung durchläuft und wir haben Fragen geklärt. Dann haben wir es anhand eines Beispiels einmal durchexerziert. Die kollegiale Beratung behandelt man immer vertraulich, von daher möchte ich das jetzt auch nicht zu weit ausführen. Ich fand das sehr gelungen, sehr erhellend auch. Die Kolleg:innen werden sich jetzt im Anschluss beraten, wie sie weiter vorgehen möchten und ob sie das quasi fest installieren möchten bei den Lehrkräften und Dozierenden.

Okay, super. Das heißt, da würde dann auch eine gewisse Verstetigung erfolgen, wenn gewünscht.

Genau, wenn gewünscht. Aus meiner Sicht wäre das auch das Ziel, erfahrungsgemäß gehört eine kollegiale Beratung in professionell arbeitenden Teams schon fast zum guten Ton dazu. Man geht davon aus, immer dort, wo ich mit Menschen zu tun habe, wo ich Menschen begleite egal ob das jetzt als Lehrkraft oder im Team ist. Ist es sinnvoll, sich immer wieder zurückzunehmen und noch mal anzugucken, wo bin ich nicht weitergekommen, wo hatte ich Umgang mit schwierigen Kolleg:innen, Kund:innen oder Teilnehmenden. Schwierig meint jetzt nicht, dass die Tatpersonen auch tatsächlich schwierig sind, sondern eher, wo ich persönlich meine Schwierigkeiten habe. Da ist kollegiale Beratung aus meiner Sicht ein wunderbares Instrument, weil diese verschiedenen Perspektiven, die die Kolleg:innen einbringen, häufig sehr nützlich sind, um gute Lösungen zu finden und einen Konflikt zu entschärfen, zu deeskalieren und möglicherweise sogar eine Lösung zu finden. Wenn man das dann einmal erfahren hat, ist meine Erfahrung auch, dass das in Teams durchaus sinnhaft ist, das strukturiert mit einzubauen, also in eine Art Regelmäßigkeit zu kommen. Dann können sich die Kolleg:innen reihum zu Konfliktfällen auch beraten.

Okay, das ist also ein bisschen Hilfe zur Selbsthilfe dann auch unter den Kolleg:innen.

Genau also ich mache da auch keinen Hehl draus. Es sind so ein paar Grundkompetenzen erforderlich, damit ich das gut anleiten kann. Ich würde sagen, das ist einmal die Moderationskompetenz. Es ist sehr nützlich, Vorerfahrung zu haben, wie man jetzt beispielsweise eine Runde von fünf bis acht Kolleg: innen anleitet, zur nächsten Phase überleitet und nicht verliert. Das ist so die Anzahl der Teilnehmenden, die erfahrungsgemäß gut funktioniert. Nach ungefähr 40-45 Minuten, maximal einer Stunde sollte man dann auch zu einer guten Beratungsdienstleistung kommen, wenn ich das so sagen kann.

Wenn du von Phasen sprichst, möchte ich nur gerne kurz noch erwähnen. Wir haben gerade das Glück, dass wir auf ein Flipchartblatt gucken können, wo, dass alles schön skizziert ist, welches wir natürlich auch zur Verfügung stellen. Damit man sich das bei Bedarf noch mal genauer angucken kann, die Phasen, die du hier schon schön aufgezeichnet hast. Super, Asmus. Ich habe, glaube ich, ganz gut verstanden worum, es geht und ich danke dir auf jeden Fall, dass du uns mehr darüber berichtet hast.

Sehr gerne und sehr gerne auch wieder erneut, wenn wir das vielleicht noch mal vertiefen wollen, stehe ich dir gerne zur Verfügung und gebe dir Rede und Antwort.

Das freut mich sehr. Vielen lieben Dank.


Natürlich hat uns auch die Perspektive der Kolleginnen, die an Asmus’ Einführung in die kollegiale Beratung teilgenommen haben interessiert. In Teil 2 von nachgefragt zum Thema kollegiale Beratung haben wir dafür mit Roxanne Pauluhn gesprochen.
Roxanne ist bei der wisoak angestellt und ist stellvertretende Schulleitung in der Berufsfachschule für Sozialassistenz.

Und hier das komplette Interview in Textform:

F: Hallo Roxanne.

R: Hi Franzi und hi Hannah.

F: Hi, schön, dass du da bist.

R: Ja, schön, dass ich da sein darf.

H: Magst du uns vielleicht einmal erzählen, wie du auf die Kollegiale-Beratung von Asmus aufmerksam geworden bist?

R: Das war innerhalb des Teams. Wir haben in der Teambesprechung häufig so Themen, wo es um den Umgang mit Dozent:innen oder Teilnehmenden, mit denen wir Probleme haben, geht. Unsere Überlegung war, wie können wir dem ganzen Problem entgegengehen und auch dafür Lösungen finden. Dann wurde uns durch eine Mitarbeiterin der wisoak das Angebot von Asmus vorgeschlagen und wir haben im Team beschlossen, dass wir das gerne mal in Anspruch nehmen würden.

H: Hattest du als du davon gehört hast eine Vorstellung was eine kollegiale Beratung sein könnte?

R: Grob ja. Ich habe auch im Vorfeld schon, in meiner Tätigkeit als Erzieherin davon gehört, dass diese Möglichkeit besteht und was das so beinhaltet. Hatte aber noch keine kollegiale Beratung bis zu diesem Zeitpunkt und bin aber halt offen für viele neue Dinge und neue Methoden um Probleme anzugehen.

H: Ja, sehr schön. Ist ja vielleicht auch mal eine ganz gute Möglichkeit, um einen anderen Blickwinkel zu bekommen. Wie war denn die erste Durchführung für dich?

R: Sehr positiv, sehr hilfreich vor allen Dingen. Ich war auch diejenige, die mit ihrem Problem in die Runde gekommen ist. Ja, und es war sehr aufschlussreich, muss ich sagen, und sehr hilfreich.

H: Habt ihr das denn zu zweit durchgeführt oder wart ihr mehrere?

R: Wir waren das Team der BfS, das sind zwei Kolleginnen gewesen, inklusive mir waren wir zu dritt, also eine relativ kleine Runde. Wir hatten gedacht, wir wollten es gerne erstmal in unserem kleinen Team versuchen, bevor wir das gegebenenfalls mit den Dozent:innen dann auch einführen würden.

H: Ja, sehr schön. Du hattest vorhin schon mal was über deine Vorstellung erzählt. War das denn auch so, wie du es dir vorgestellt hast oder anders?

R: Ein bisschen anders, muss ich sagen. Ich hatte gedacht, dass der Austausch an sich aktiver ist. Dadurch dass es aber so gegliedert ist und jeder ja seine Rolle hat, war es doch schön strukturiert. Am Anfang hätte ich gedacht, wie wird es sein wenn alle durcheinanderreden oder jeder halt seinen Senf dazu beiträgt, dass es doch sehr chaotisch sein könnte, aber das war nicht der Fall. Es war schön strukturiert und man musste sich doch zurücknehmen in manchen Punkten und abwarten. Das war etwas überraschend für mich.

H: Hat sich denn durch die Beratung was für dich persönlich geändert?

R: Ja, sehr viel. Das Problem, was ich herangebracht habe, hatte den Punkt, dass mir vielleicht auch in einen oder dem anderen Punkt das Selbstvertrauen fehlt, in meiner neuen Position und dadurch konnte ich einfach gestärkt aus der ganzen Sache rausgehen.

H: Das ist doch was sehr Schönes, was du daraus mitnehmen konntest. Hast du auch gemerkt, dass sich irgendwie was für die Arbeit im Team oder für das Unternehmen insgesamt geändert hat?

R: Ich glaube bisher nicht, also nicht, dass es spürbar war. Für mich persönlich definitiv, aber jetzt im Team glaube ich noch nicht so.

H: Dann müsste man sowas vielleicht öfter machen oder es stellt sich erst mit der Zeit ein.

R: Genau

H: Ihr als Team habt euch ja bewusst dafür entschieden. Warum? Also warum habt ihr das als wichtig erachtet, dass da was passiert?

R: Ja, ich bin ja noch nicht lange dabei, aber was man halt hier gemerkt hat oder gerade in Bezug auf die Dozent:innen, dass es doch manchmal Konfliktpotenzial gibt oder halt Problematiken auftreten. Da haben wir selbst nicht immer unbedingt die Lösung für parat. Dementsprechend sind wir einfach offen gewesen, um neue Ansätze zu finden, um solchen Problemen entgegenzugehen, sie lösen zu können oder den Dozent:innen Instrumente mit an die Hand zu geben. Da fanden wir die kollegiale Beratung hörte sich gut an das ist passend einfach.

H: Habt ihr denn auch Instrumente mitbekommen die ihr umsetzen wollt?

R: Ja, wir haben die Abläufe natürlich bekommen von Asmus und auch einfach die Option, dass wir es nochmal in Anspruch nehmen können. Das alleine ist schon viel wert.

H: Ja, dass man diesen zweiten Boden dann hat falls noch was aufkommt. Hast du denn auch einen Wunsch für die Zukunft, was die kollegiale Beratung angeht?

R: Ja, dass wir auf jeden Fall das Ganze fest mit in unseren Ablauf reinnehmen. Also, dass es etwas wird, was wir regelmäßig anbieten können. Da wollen wir gerne hin. Zusätzlich sollen die Dozenten das natürlich auch in Anspruch nehmen.

H Ja, sehr schön. Das waren unsere Fragen tatsächlich schon. Dann erstmal vielen Dank für deine Zeit und für die Einblicke, die du mit uns geteilt hast.

R: Danke, dass ich dabei sein durfte.

H: Ja sehr gerne.

F: Ja, danke auch von mir. Das war ein total schöner Austausch.

Dieses Forschungs- und Entwicklungsprojekt wird durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert und vom Projektträger Karlsruhe (PTKA) betreut.

Programm: „Zukunft der Wertschöpfung – Forschung zu Produktion, Dienstleistung und Arbeit“

Fördermaßnahme: „Regionale Kompetenzzentrum der Arbeitsforschung“

Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung liegt bei den Autor:innen.


Franziska Kersten