nachgefragt bei Natascha Buts – Verständliche Sprache
“nachgefragt” ist das Interview-Format aus dem Projekt RessourcE. Bei nachgefragt gehen wir in den Austausch mit unterschiedlichen Projektbeteiligten. Sie teilen hier Ihr Know-How und Ihre Erkenntnisse mit uns. Los gehts.
Heute bei nachgefragt: Natascha Buts. Natascha ist bei der wisoak angestellt und kümmert sich im Projekt RessourcE unter anderem um das Thema Verständliche Sprache.
Und hier das komplette Interview in Textform:
Hallo Natascha, kannst du uns kurz erzählen, wie du zur einfachen bzw. verständlichen Sprache kamst?
Alles hat vor ca. elf Jahren mit einem Projekt begonnen, in dem es um (fach)sprachliche Sensibilisierung für Lehrkräfte der Pflegeschulen ging. Im Fokus standen sprachsensible Lernkontrollen und Prüfungen sowie sprachsensible Vermittlung fachlicher Inhalte. Und natürlich durch meine langjährige Arbeit in Integrationskursen sowie in diversen Maßnahmen für Menschen mit Migrationsgeschichte, die ich auch selbst mitbringe.
Was genau ist einfache/verständliche Sprache?
Einfache Sprache ist vor allem verständliche Sprache. Sie ist klar, nützt allen Menschen und kann dafür sorgen, dass sich alle zugehörig fühlen. Einfache Sprache verfügt über kein festes Regelwerk, jedoch über einige Empfehlungen, an denen man sich orientieren kann. Sie ist zielgruppenorientiert und flexibel.
Worin bestehen Unterschiede zur leichten Sprache?
Im Vergleich zur Einfachen Sprache ist Leichte Sprache eine stark vereinfachte Form der Alltagssprache. Sie ist im Kontext der Behindertenselbsthilfe entstanden und richtet sich in erster Linie an Menschen mit geistigen Behinderungen. Von der Leichten Sprache profitieren ebenso Menschen mit funktionalem Analphabetismus, erworbenen Sprachstörungen, Hörschädigung oder Demenz. Leichte Sprache hat ein festes Regelwerk, das Sprach- und Rechtschreibregeln, aber auch Typografie betrifft. Der wichtigste Unterschied ist aber: Leichte Sprache verändert die Texte inhaltlich, Einfache Sprache nicht.
Wo kommt die verständliche Sprache in der wisoak zum Einsatz?
Das Projekt RessourcE hat auch intern [bei der wisoak] einige Veränderungen angestoßen. Wir möchten nach und nach unsere Veranstaltungstexte, Flyer, Internetauftritt etc. hinsichtlich verständlicher Sprache überarbeiten und für alle ansprechender gestalten. Dafür müssen die Verantwortlichen in Bezug auf die Einfache Sprache sensibilisiert werden, damit sie diese Empfehlungen bei allen zukünftigen Textproduktionen berücksichtigen können. Des Weiteren möchten wir Dozent: innen schulen, die in unseren Fachschulen eingesetzt und in den Unterricht involviert sind, denn die Teilnehmenden in unseren Kursen profitieren direkt, wenn der Unterricht bzw. die Lernkontrollen verständlich sind. Im April ist so eine Schulung in unserer Berufsschule für Sozialassistenz gelaufen. Geplant ist, auch nach der Schulung Fachlehrkräfte und Dozent: innen zu begleiten und hinsichtlich der Formulierung von verständlichen Arbeitsaufträgen, Lernkontrollen und Prüfungen zu unterstützen. Auch Methoden der sprachsensiblen Wissensvermittlung werden später Thema sein.
Darüber hinaus werden in unserer Pflegeschule Fachlehrkräfte und Dozent: innen bereits seit ein paar Jahren bei der Formulierung der sprachsensiblen Lernkontrollen unterstützt. Sie haben mittlerweile selbst einen Blick dafür entwickelt, welche sprachlichen Hürden gemieden werden sollen.
Wo soll verständliche Sprache im Projekt eingesetzt werden?
Im Projekt soll Einfache Sprache allen zugutekommen, die gemeinsam in einem Betrieb tätig sind. Unabhängig von der Branche soll verständliche Sprache die innerbetriebliche Kommunikation erleichtern und Konflikten entgegenwirken. Dabei sollen Angebote entwickelt werden, die einerseits Führungskräfte sensibilisieren, auf der anderen Seite Einfacharbeitende unterstützen, betriebliche Abläufe besser und schneller zu verstehen.
Hast du eine Vision für den Einsatz der verständlichen Sprache in der wisoak, im Projekt und allgemein?
Wie bereits erwähnt, ist verständliche Sprache für alle wichtig. In der wisoak wünsche ich mir, dass jede Person, die Kundenkontakt hat, mündlich wie schriftlich, bewusst mit der eigenen Sprache umgeht und immer auch die Zielgruppe vor Augen hat, die gerade angesprochen bzw. angeschrieben wird. Ich wünsche mir außerdem, dass sich einfache/ verständliche Sprache nicht nur im Projekt, sondern allgemein mehr und mehr im alltäglichen Leben etabliert. Denn je einfacher wir sprechen, umso besser werden wir verstanden. Und davon profitieren alle!
Danke, Natascha!
Dieses Forschungs- und Entwicklungsprojekt wird durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert und vom Projektträger Karlsruhe (PTKA) betreut.
Programm: „Zukunft der Wertschöpfung – Forschung zu Produktion, Dienstleistung und Arbeit“
Fördermaßnahme: „Regionale Kompetenzzentrum der Arbeitsforschung“
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