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Von New Work zu New Learning

An dieser Stelle plaudere ich gerne ein wenig über die Abschlussveranstaltung unseres BMBF geförderten Projekts MARIDAL. Am 4.11. haben wir uns im BIBA – Bremer Institut für Produktion und Logistik – für drei Stündchen zusammengefunden und das Thema „New Work zu New Learning – Wohin geht die Weiterbildung nach Corona?“ erörtert. Dafür haben die Mitglieder des Konsortiums in vier kurzen Slots die Ergebnisse der letzten vier Jahre vorgestellt, nicht im Detail, sondern um einen groben Überblick und eine Grundlage zu liefern für die anschließende Podiumsdiskussion. Nach der Begrüßung durch Dr. Reinhard Ahlers von der BALance Technology Consulting GmbH startete Heiko Duin vom BIBA mit einem Blick in die Zukunft. Dafür skizzierte er drei Szenarien, wie sich die maritime Branche bis zum Jahr 2030 entwickeln könnte. Zu Beginn zweifelte er selbst, dass er seinen Input aus 20 Folien tatsächlich in 15 Minuten rüberbringen kann. Aber das gelang auf den Punkt. So führte er uns in die Methodik der Szenarioanalyse ein, erläuterte damit zusammen hängende Schlüsselfaktoren wie bspw. Innovationsfähigkeit, IT Sicherheit und Demografie und zeigte auch noch mit Hilfe des Job-Futuromaten vom iab (siehe https://job-futuromat.iab.de/) die jeweiligen Substituierungsgefahren von einzelnen Berufsgruppen auf.

Im Anschluss zeigten uns Melanie Schall und Sophia Roppertz vom ITB – Institut Technik und Bildung – Universität Bremen Perspektiven zum Digitalen Lernen auf. Der Fokus lag darauf, Potenziale für die zukünftige Entwicklung maritimer Weiterbildungsangebote zu erörtern. Insgesamt haben Teilnehmende zwar eine ausgeprägte Vorliebe für Erklärvideos – befragt man Lernende nach ihren bevorzugten digitalen Lernmedien – und die Mehrheit begrüßt die Flexibilität, die digitales Lernen ermöglichen kann, aber festzuhalten ist auch, dass digitale, analoge oder hybride Lernformate immer nur so gut sind wie ihre didaktische Einbettung. Dazu wird betont, dass uns auch die besten Lernmedien nichts nützen, wenn der Stellenwert des Lernens im Unternehmen nicht angemessen hoch ist (Stichwort: Lernkultur!). So bedarf es nicht nur eines passenden Lernangebots, sondern auch der Möglichkeit zum Lernen.

Patrick Perlik von der M.I.T e-Solutions GmbH führte uns sodann durch das von MARIDAL erstellte Lernportal und seine Funktionen. Wer sich berufen fühlt, kann sich auf der Startseite von www.maridal.de registrieren und bekommt somit Zugriff auf die diversen digitalen Angebote für Lehr-, Fach- und Führungskräfte. Die Themen reichen von sehr speziellen technischen Grundlagen zum Drehmoment hin zu kurzen Erläuterungen zu Nutzungsrechten von Bildern und Videos und Querschnittsthemen wie Zeitmanagement im Beruf, IT- und Arbeitssicherheit.

Den letzten Input vor der Pause gab uns Sven Stohn von ma-co maritimes competenzcentrum. Er beschrieb, wie ein spezifisches Trainings-Pflichtmodul für nicht nautisches Personal zur Evakuierung auf Kreuzfahrtschiffen als Teil eines Wochenseminars in MARIDAL digitalisiert wurde und als Testballon in dem entsprechenden Kurs eingesetzt wurde. Da dieser Kurs mehrfach im Monat läuft, war es möglich eine Gruppe herkömmlich zu unterrichten (in Präsenz ohne digitale Anreicherung) und die andere Gruppe das neue digitale Modul ausprobieren zu lassen. Im Anschluss wurden alle befragt und die Abschlusstestergebnisse verglichen. Tatsächlich gab es erstmal keine erkennbaren Unterschiede im Lernerfolg, so wurde allerdings der Spaßfaktor an der „digitalen Unterbrechung“ im ansonsten herkömmlich durchgeführten Präsenzseminar von vielen Teilnehmenden unterstrichen. Und Spaß am Lernen sei nicht zu unterschätzen. Eine besondere Herausforderung für die Dozierenden, so betont Sven, ist die Integration der digitalen Lernmedien in den herkömmlichen Unterricht, da die Lernenden bspw. unterschiedliche Geschwindigkeiten aufweisen bei der Durchführung des Moduls.

Mit dem Thema der Befähigung von Dozierenden zur Digitalen Lehre hat sich die wisoak Wirtschafts- und Sozialakademie intensiv auseinandergesetzt. So wurden diverse Lernmedien und Handlungsleitfäden entwickelt, die u.a. auch auf diesem Blog zu finden sind, bspw. https://wisoak.de/blog/noch-unsicher-in-der-gestaltung-von-online-lehre. Zusätzlich wurden Personas von Dozierenden ausgearbeitet, die hier eingesehen werden können: Von Albert Abgrenzend bis Willy Wissbegierig (wisoak.de).

Nach einer Kaffeepause in der beeindruckenden Forschungshalle des BIBA trafen wir uns dann zur Podiumsdiskussion, die unter dem Titel „Chance verpasst – Lernen und Arbeiten wie vor der Pandemie?“ lief. Hier durften wir begrüßen:

  • Ulrike Meyer – Bereichsleitung Digital Willenbrock Fördertechnik GmbH & Co. KG
  • Ralf Langhorst – Geschäftsführer Heinrich Langhorst GmbH & Co.KG
  • Kirsten Krüger – Leiterin Personalentwicklung BLG LOGISTICS GROUP AG & Co.KG
  • Dr. Susanne Neumann – Geschäftsstellenleitung Maritimes Cluster Norddeutschland e.V.
  • Dr. Thomas Gebel – Leitung Programmentwicklung und Bildungsmanagement – berufliche, allgemeine und politisch-kulturelle Bildung wisoak – Wirtschafts- und Sozialakademie der Arbeitnehmerkammer Bremen gGmbH …

und natürlich auch Onno Reiners von M.I.T, der die Moderation dieser netten Runde übernahm. Insgesamt konnte ich sieben Fragen festhalten, die Onno jeweils reihum von allen Beteiligten beantworten ließ und die mal ausführlich und mal mit einem knappen ja oder nein beantwortet wurden. Die Antworten fasse ich in Kürze zusammen, um den Rahmen an dieser Stelle nicht zu sprengen. Zunächst einführend:

Spielt das digitale Lernen im Rahmen der betrieblichen Weiterbildung eine Rolle?

Viele verpflichtende Schulungsinhalte / Unterweisungen werden bereits digital vermittelt. LMS (Lern-Management-System) wurden vermehrt während der Pandemie eingeführt, bestanden teilweise aber auch vorher schon. Die Akzeptanz sowie auch die Nachfrage nach digitalen Formaten sind in den letzten beiden Jahren stark gestiegen. Dennoch ist in der maritimen Branche insgesamt noch „room for improvement“ im Bereich digitales Lernen.

Wenn Sie 5 Jahre weiterdenken, wird es noch Präsenzformate geben?

Einhelliges JA!

Wie stellen Sie sich die Verbindung aus analog und digital vor?

Ein Konsens bestand darin, dass hybrides Lernen in Zukunft eine große Rolle spielen wird, d.h. Teilnehmenden kann es bspw. ermöglicht werden auch von zu Hause an einer ansonsten in Präsenz stattfindenden Veranstaltung teilzunehmen. Auch Blended Learning Formate haben viel Potential: Vernetzung, Diskussion, Vertiefung und Übungen könnten bspw. in Präsenz stattfinden, während die reine Wissensvermittlung in den digitalen Raum verlegt wird.

Was sind die Schlüsselvorteile des hybriden Lernens?

Die Gäste sprachen von Effizienz sowie Nachhaltigkeit, da bspw. Zeit & Ressourcen gespart werden können durch das Vermeiden von Reisen und von Flexibilität, denn Wissensvermittlung durch E-Learnings kann orts- und zeitunabhängig gestaltet werden. So wird das Lernen insgesamt eigenständiger und selbstbestimmter. Außerdem könne man sich jeder Zeit Experten aus der ganzen Welt „dazuschalten“ (virtuelle Speaker).

Was muss ihrer Meinung nach beachtet werden, damit Blended Learning zum Selbstläufer wird?

Man müsse den Menschen die Angst vor der Digitalisierung nehmen, die digitale Spaltung im Auge behalten und technische sowie soziale Hürden abbauen. Generell sei es wichtig, eine Kultur des Lernens zu etablieren. Die Kommunikation muss gesichert sein zu allen Beteiligten (potentielle Lernende, IT-Abteilung etc.).

Wie helfen Sie ihren Arbeitnehmer:innen sich zu qualifizieren?

Hier reicht die Spannweite von hausinternen Schulungsangeboten und bedarfsorientierten Workshops hin zu regelmäßigen Mitarbeitergesprächen. Zusätzlich wurde darauf hingewiesen, wie wichtig Vernetzung und Kooperation für das Lernen insgesamt ist.

Was sind in den nächsten 5 Jahren die Mega-Themen im Kontext der Digitalisierung?

Cyber-Security, Nachhaltigkeit, Big Data, KI, Datenschutz, das Lernen lernen. Insgesamt „müssen einige Berufsfelder in andere Felder hineingebildet werden“ (bspw. LKW-Fahrer, die in der Zukunft den autonom gesteuerten Transport begleiten und überprüfen, aber nicht selber steuern). Ein solch präventives Schulen ist definitiv eine große Herausforderung!

Abschließend können wir festhalten, dass das digitale Lernen nicht erst seit Corona Bestandteil des Weiterbildens ist, aber sich erst durch die Pandemie in der Breite etabliert hat. Onno sprach in diesem Kontext von „e-Learning als Pionier der betrieblichen Digitalisierung“. Bezogen auf die etwas provokative Fragestellung der Podiumsdiskussion, können wir sagen: Die Chance ist nicht verpasst worden, sondern vielmehr werden sich die Vorteile des digitalen Lernens auch in zukünftigen Formaten nicht mehr wegdenken lassen. Unsere Prognose des Abends: Hybrides Lernen ist die Zukunft. Denn auf Präsenz wollen wir auf Dauer auch nicht komplett verzichten.

Wir von Maridal bedanken uns herzlich bei allen für die Teilnahme an unserer letzten Veranstaltung mit diesem wunderbaren Projekt. Wer noch einmal in die Präsentationen oder die Tagesordnung reinschauen möchte, findet diese in den Downloads.

Gesa


Beitrag von: Dr. Gesa Friederichs-Büttner